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Einführung | ||||
Frühlingszeit
- Pollenzeit. Die folgenden Erklärungen sollen Ursachen, Diagnose
und Therapiemöglichkeiten der Pollenallergie erläutern. Melden
Sie sich rechtzeitig, falls sie eine Therapie benötigen! |
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Häufigkeit |
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In
den letzten 70 Jahren ist die Häufigkeit der Pollenallergie von 1%
auf 12% angestiegen. Bei Kindern kommt die Pollenallergie noch häufiger
vor. Ca. 15% der Kinder zwischen 6 und 15 Jahren haben eine Pollenallergie.
Es werden unterschiedliche Gründe für die Zunahme der Pollenallergie
angeführt. Möglicherweise liegt es an der zunehmenden Verstädterung,
der Haltung von Haustieren sowie verbesserter Isolation. So beobachtet
man eine Häufung von allergischen Erkrankungen in städtischen
Gebieten. Auch eine zunehmende Luftverschmutzung geht mit einer Häufung
von allergisch bedingten Symptome der Luftwege einher. Ein Gleiches gilt
für Gebiete mit hohen Ozonwerten. Ozon schädigt die Schleimhäute
und erleichtert so das Eindringen von allergieauslösenden Substanzen.
Stress wird auch eine allergiefördernde Wirkung zugeschrieben. |
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Welche
Pollen verursachen Allergien? |
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Für
Pollenallergien sind die sog. windbestäubten (anemophilen) und nicht
die insektenbestäubten (entomophilen) Pollen von Bedeutung. Nicht
farbenprächtige Pflanzen wie Rosen, Löwenzahn oder Apfelbäume,
sondern die Blüten von Birken, Eschen, Gräsern oder Beifuss
sind für den Grossteil der Pollenallergien verantwortlich. Es ist
nachvollziehbar, dass diese Pflanzen sehr empfindlich auf die Witterung
reagieren. Bei Kälte oder Regen können die Pollen dieser windbestäubten
Pflanzen nur schlecht transportiert werden. Einerseits erklärt dass
die Wetterabhängigkeit von Pollenallergien, andererseits können
Veränderungen der Pollenkonzentration über die Jahre auch als
Gradmesser für Klimaveränderungen verwendet werden. |
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Die
wichtigsten allergieauslösenden Pollen in der Schweiz |
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Die
Pollensaison ist regional verschieden aufgrund von klimatischen Unterschieden.
Im Mittelmeerraum beginnt die Pollensaison ca. einen Monat früher
als in Nordeuropa. In den Bergen hingegen beginnt die Pollensaison meist
zwei bis drei Wochen später. |
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Die
wichtigsten Pollenallergene sind Birke, Esche, Gräser, Beifuss. Innerhalb
der Buchengewächse (Birke, Erle, Hasel, Buche, Eiche und Kastanie)
besteht eine hohe Kreuzreaktivität. D.h. ein Patient, der auf Birke
allergisch ist, wird möglicherweise auch allergisch gegen die Blüten
der Buche oder der Eiche reagieren. Regional können auch Glaskraut,
Zypressen oder Ambrosiapollen von Bedeutung sein. Erstere beide gedeihen
v.a. im Mittelmeeraum, können aber beispielsweise auch im Tessin
vorkommen. Durch die Klimaerwärmung ist mit einer Ausdehnung der
Arten zu rechnen. |
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Wie wird die Konzentration von Pollen in der Luft gemessen? | ||||
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Zeichen einer Pollenallergie | ||||
Das
Erkennen einer Pollenallergie ist relativ einfach. Sie äussert sich
sich als saisonal auftretende, entzündliche Schleimhautreaktion
an Augen, Atemwegen und Rachen. Meistens besteht eine beidseitige
Bindehautentzündung der Augen und eine juckende, triefende Nase.
Das Ausmass der Beschwerden hängt von der Pollen-Konzentration in
der Luft ab. Als Schwellenwert für das Auslösen von allergischen
Beschwerden werden je nach Pollenart 10–50 Pollen/m3 angenommen.
Neben den Atemwegen können bei der Pollenallergie auch andere Organe
wie die Haut (Ekzeme) oder der Magen-Darmtrakt betroffen sein. |
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Komplikationen |
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Über
die Hälfte der Patienten und Patientinnen mit einer Pollenallergie
entwickelt bei einer über drei Wochen andauernden Pollenblüte
oder auch nach Jahren eine zeitlich begrenzte Überreizung der Luftwege
(bronchiale Hyperreagibiltät). Diese zeigt sich aber oft erst bei
körperlicher Belastung wie beim «auf den- Bus-Rennen»,
beim Joggen oder bei Temperaturwechsel und kann sich durch einen trockenen
Husten oder leichte asthmatische Beschwerden mit keuchender Atmung äussern.
Ein Drittel der Patienten entwickelt ein saisonales Asthma. Ohne Therapie
kann sich der entzündliche Prozess in den Luftwegen ausweiten und
evtl. auch in ein chronisches Asthma übergehen. |
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Nahrungsmittelallergien |
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Eine
spezielle Form der Nahrungsmittelallergie, welche als orales Allergiesyndrom
bezeichnet wird, tritt bei etwa der Hälfte der Patientinnen und Patienten
auf. Die Betroffenen verspüren beim Essen nach kurzer Zeit ein Jucken
an den Lippen, Wangen, Gaumen oder im Rachen. Diese Beschwerden können
mit einer Schleimhautschwellung vergesellschaftet sein. Es handelt sich
Kreuzreaktionen mit Nahrungsmittelallergene von frischem, rohem Stein-
/ Kernobst oder von Nüssen. |
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Beispiele von Nahrungsmitteln, welche bei Patientinnen und Patienten mit Birkenpollenallergie Reaktionen auslösen können: | ||||
Haselnuss,
Soja, Apfel, Kirsche, Aprikose, Birne, Karotte, Ananas, Sellerie. Erdnuss,
Karotte. Sojabohne, Banane, Tomate |
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Ausweitung
der Allergie |
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Bei
ausbleibender Therapie einer Pollenallergie kann es über die Jahre
zu einer Ausweitung einer Pollenallergie kommen. Das heisst es kann zu
einer Sensibilisierung auf andere Umweltallergene kommen (z.B. auf Haustiere,
Latex, Milben). |
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Wie wird die Diagnose einer Pollenallergie gestellt? |
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Therapie |
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Am
besten wäre es, den allergieauslösenden Stoff zu meiden. Dies
ist bei einer Pollenallergie schwierig. Zwar gibt es einige Verhaltensregeln,
welche Patientinnen und Patienten mit Pollenallergie nach Möglichkeit
beachten sollten. Auf der anderen Seite gibt es zwei Möglichkeiten
der Therapie. Zum einen die symptomatische, also gegen die Beschwerden
gerichtete, Therapie, zum anderen eine spezifische Immuntherapie,
d.h. auf die Ursache der Erkrankung zielende Therapie.
Bei der symptomatischen Therapie ist entscheidend, dass die antiallergischen
Medikamente bei Auftreten der ersten Beschwerden und dann konsequent und
regelmässig bis zum Ende einer Blühphase eingenommen werden.
Wenn dies nicht befolgt wird, brechen Symptome durch, und die Medikamente
werden als nicht wirksam beurteilt und abgesetzt. |
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Symptomatische Therapie | ||||
Antihistaminika | ||||
Das
im Rahmen einer allergischen Reaktion von den sog. Mastzellen
ausgeschüttete Histamin ist für einen Grossteil
der allergischen Symptome verantwortlich. Anthistaminika blockieren
die Histamin-Rezeptoren im Körper und verhindern so, dass
Histamin durch Besetzen dieser Rezeptoren allergische Symptome verursachen
kann. Die Haupt-Nebenwirkung der ersten Antihistaminika, die Müdigkeit,
ist bei den moderneren Medikamenten kaum mehr spürbar. Antihistaminika
können auch in Kombination mit anderen antiallergischen Medikamenten
eingenommen werden. |
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Kortisonsprays für die Nase | ||||
Kortisonsprays
wirken entzündungshemmend auf die durch den allergischen
Prozess ausgelöste entzündlich veränderte Nasenschleimhaut.
Besonders wirksam sind sie Nasenatmungsbehinderung. Kortisonsprays
können vor Beginn einer Blühperiode wirksam eingesetzt und sollten
über die ganze Dauer der Blühsaison angewendet werden Auch
bei allergisch bedingter Bindehautentzündung verschaffen
Kortisonsprays Linderung. Ebenso kann die Anwendung eines Kortisonsprays
bei Hinweisen für saisonales Begleitasthma zu einer Abnahme der Atembeschwerden
führen. |
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Mastzellstabilisatoren | ||||
Wie
bereits erwähnt schütten die Mastzellen das für eine allergische
Reaktion wichtige Histamin aus. Die Wirkungsweise der Mastzellstabilisatoren,
der Cromone, ist nicht vollständig geklärt. Cromone wie die
Cromoglicinsäure werden lokal angewandt. Sie wirken
vorbeugend und müssen deshalb vor einem Allergenkontakt angewendet
werden. Während der gesamten Pollensaison muss das Medikament regelmässig
vier- bis sechsmal täglich auf Augen- und Nasenschleimhaut gebracht
werden. Diese Medikamentengruppe wird deshalb heute eher selten benutzt. |
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Leukotrienantagonisten | ||||
Leukotriene
sind körpereigene Substanzen, welche bei Allergien eine Rolle spielen.
Die Leukotrienantagonisten blockieren diese Substanzen und mindern so
die allergischen Symptome. Leukotrienantagonisten wurden eigentlich als
Asthmamedikamente entwickelt, und gewannen mit der Zeit auch bei der Behandlung
der allergisch bedingten Nasenschleimhaut- und Bindehautentzündung
an Bedeutung. Sie werden meist in Kombination mit Antihistaminika
oder mit Kortisonsprays eingesetzt. |
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Spezifische Immuntherapie | ||||
Bei
der spezifischen Immuntherapie wird der Körper langsam an den allergieauslösenden
Stoff gewöhnt. Nach Bestimmung des allergieauslösenden Stoffs
durch Prick- / Bluttests wird die Substanz in aufsteigender Dosierung
unter die Haut injiziert, so dass eine Gewöhnung des Immunsystems
erfolgt. Die Therapie zieht sich üblicherweise über drei Jahre
hin. Die Erfolgsrate liegt bei ca. 80%. |
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Weitere Informationen mit einer aktuellen Pollenkarte finden Sie unter www.pollenundallergie.ch | ||||
Dieser
Artikel basiert auf einem Originalartikel im Medical Forum, "Pollenallergie:
Klinische Aspekte, Teil 1" und "Pollenallergie,
Diagnostik und Therapie, Teil 2" vom August 2008. Der Artikel
wurde für Laien umgeschrieben, gekürzt und durch zusätzliche
Erklärungen und Bilder ergänzt. |